top of page

Schwache Reize entfachen die Lebenskraft

Esther Granitzer, 19. April 2013

Facharbeit Vergleich und Integration

Masterstudium MSc für komplementäre, psychosoziale und integrative Medizin 

Traditionelle Chinesische Medizin: altes Wissen und neue Entwicklungen

Schwache Reize entfachen die Lebenskraft

Einleitung

In dieser Facharbeit beziehe ich mich auf folgenden Hinweis: „…und die Reizstärke ist laut Badelt nach dem Arndt-Schulz’schen Gesetz zu sehen: die schwachen Reize regen an (‚tonisierend‘), die starken Reize schwächen ab (‚sedierend‘), die mittelstarken gleichen aus (‚eutonisierend‘)“, welche im Lernfeld 06 auf der Seite 6 im Kapitel 1 „Yin und Yang, Leere und Fülle“ erwähnt werden (Integration LF 06, 2013). Entfachen schwache Reize wirklich die Lebenstätigkeit? Wirken mittelstarke Reize tatsächlich ausgleichend und schwächen starke Reize die Lebenskraft sogar ab?

Hypothese

Schwache Reize entfachen die Lebenskraft

Methoden

-Internetrecherche

-Literaturrecherche

-persönliche Erkenntnisse

 

Ergebnis

Im Jahre 1899 prägten der Pharmakologe Prof. Dr. Hugo Paul Friedrich Schulz und der Psychologe Prof. Dr. Rudolf Gottfried Arndt die sogenannte Arndt-Schulz-Regel (Wikipedia, 2013a,b,c). Diese Regel, welche auch als Arndt-Schulz-Gesetz bekannt ist, beschreibt – gemäss den beiden Wissenschaftlern der Universität Greifswald – eine Richtlinie der Reaktion des Körpers auf Reize und sie lautet: „Schwache Reize fachen die Lebenstätigkeit an, mittelstarke Reize fördern sie, starke hemmen und stärkste Reize heben sie auf.“ (Brockhaus Gesundheit, 2010).

Dass Reize einen Einfluss auf die Lebenskraft haben, ist nicht erst seit Arndt und Schulz bekannt, sondern schon vor über 3500 Jahren wurden im alten Ägypten und China Reiztherapien angewandt (Harkamp, 2013). Im Jahre 1850 nutzte dann der Pfarrer und Therapeut Sebastian Kneipp zudem die Heilkraft der Reiztherapie mittels Wasser (Wikipedia, 2013d).

Ein Beispiel für die Arndt-Schulz-Regel ist der Hinweis der Apotheken-Umschau Deutschland welche im Jahre 2010 folgendes Zitat verwendete: „…danach kann z.B. ein Medikament in niedriger Dosierung die Heilreaktion des Menschen fördern, in höherer Dosierung aber stören oder sogar zum Tode führen“.

Desweiteren nennt Frau Mag. pharm. Andrea Hofbauer von der Jagdschloss-Apotheke in Wien, dass in der Mikroimmuntherapie spezifische endogene Moleküle, welche im Zusammenhang mit dem Immunsystem stehen, in homöopathischen Verdünnungen eingesetzt werden. Durch den Einsatz verschiedener Verdünnungsstufen wird schlussendlich die Wirkung der Zytokine gemäss dem Arndt-Schulz-Gesetz stimuliert, moduliert oder aber gehemmt (Hofbauer, 2013).

Ein weiteres Beispiel für die Regel nach Arndt und Schulz ist jenes, dass ein Kältereiz beim Wechselduschen die Immunabwehr steigert. Die gleiche Wassertemperatur führt jedoch über längere Zeit zu Erkältungs-krankheiten. Über sehr lange Zeit kann der Reiz von kaltem Wasser aber auch zu Unterkühlung und sogar zum Tod führen (Wikipedia, 2013a).

Gemäss einem Vortrag von PD Dr. med. Fernando Dimeo in der MediClin Staufenburg Klinik in Dubach im Schwarzwald lässt sich sogar die Entstehung des Fatigue-Syndroms und die Grundlagen deren Therapie nach dem Arndt-Schulz-Gesetz erklären lassen. Gemäss Dimeo resultieren durch Überbelastungen vermehrt Verletzungen, der Belastungsmangel hingegen führt jedoch zu Abbau der Leistungsfähigkeit. Einzig eine optimale körperliche Belastung stellt eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit dar. Gemäss dem Berliner Sportmediziner Dimeo zeigte eine grosse Anzahl von klinischen Studien, dass auch Tumorpatienten von einem richtig dosierten körperlichen Training profitieren. Ausserdem bedeutet Bewegung und aktives Training für jeden Patienten eine neue Motivation, selber an der Gestaltung der Gesundheit teilzunehmen (Dimeo, 2013).

 

Aus persönlichen Praxiserfahrungen darf ich berichten, dass es auch in der Phytotherapie zu Reaktionen nach dem Arndt-Schulz-Gesetz kommen kann. Ein Beispiel ist die Einnahme von Solidago – der Goldrute der Kesswiler Firma Ceres. Bei dessen Verschreibung achte ich immer sehr genau darauf, dass die Einnahme der 3x täglich 3 Tropfen nicht überschritten wird. Ein unachtsamer Patient nahm einmal die ganze Tagesdosis von 9 Tropfen auf einmal ein und reagierte darauf doch tatsächlich mit einer starken Nierenkolik. Auch im Bereich der Bioresonanztherapie durfte ich während meiner über 16-jährigen Praxistätigkeit erfahren, dass die Therapiedauer und –stärke am Gerät immer sehr sanft eingestellt werden sollen, um einen möglichst grossen Heilungserfolg zu erzielen.

 

Diskussion

Auch wenn mittlerweile mitunter behauptet wird, dass das Arndt-Schulz-Gesetz veraltet, oder durch die Hormesis abgelöst worden sei, bin ich persönlich immer noch der Meinung, dass die Arndt-Schulz-Regel unter Beachtung gewisser Ausnahmen durchaus ihre Berechtigung hat. Deshalb steht für mich heute noch fest, dass zu starke Reize die Lebenskraft schwächen oder sogar schädigen, schwache Reize jedoch die Lebenskraft entfachen.

 

Quellenangaben

Apotheken Umschau (2010): Arndt-Schulz-Gesetz. Zugriff am 15.04.2013  http://www.apotheken-umschau.de/ Krankheiten/Arndt-Schulz-Gesetz-80625.html

Brockhaus (2010): Gesundheit – Arndt-Schulz-Regel. Wissenmedia Verlag, München

Harkamp Anton (2013): Eigenbluttherapie. Zugriff am 15.04.2013  http://www.dr-harkamp.istsuper.com/ Therapie.6728.0.html

Hofbauer Andrea (2013): Mikroimmuntherapie. Zugriff am 16.04.2013  http://www.jagdschloss-apotheke.at/ website/output.php?id=1046

Wikipedia (2013a): Arndt-Schulz-Regel. Zugriff am 17.04.2013  http://de.wikipedia.org/wiki/Arndt-Schulz-Regel

Wikipedia (2013b): Hugo Schulz. Zugriff am 17.04.2013  http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Paul_Friedrich_ Schulz

Wikipedia (2013c): Rudolf Arndt. Zugriff am 17.04.03.2013  http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Arndt

Wikipedia (2013d): Sebastian Kneipp. Zugriff am 17.04.2013  http://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Kneipp

Praxis für Komplementärmedizin
Dr. scient. med. Esther Granitzer MSc

bottom of page